Illegal. Street Art Graffiti
1960–1995

18. Mai 2024 - 30. Juni 2025

Das Historische Museum Saar zeigte ab dem 18. Mai 2024 im Museum am Saarbrücker Schlossplatz die Ausstellung „ILLEGAL. Street Art Graffiti 1960 – 1995“. Präsentiert wurden bahnbrechende Werke aus den Anfängen amerikanischer und europäischer Street Art- und Graffiti-Geschichte. Dabei wurde ein Fokus auf frühe illegale Werke gesetzt. Mit dem historischen Ansatz und einer bildgewaltigen, immersiven Aufbereitung war die Ausstellung des Historischen Museums Saar weltweit die erste dieser Art überhaupt.

Ausgestellt wurden Schlüsselwerke und nie gezeigte Raritäten, die illegal, also ohne Erlaubnis anderer und ohne kommerzielle Absichten, für ein Publikum auf der Straße geschaffen wurden. Die Auswahl der 120 Künstler*innen aus über einem Dutzend Ländern ist das Ergebnis einer aufwändigen und langwierigen Recherche. Ihre Werke waren niemals für ein Museum gedacht und sind deshalb – bis auf wenige Ausnahmen – im Original nicht erhalten. Dem Historischen Museum Saar ist es dennoch gelungen, Originale aufzustöbern und diese nach Saarbrücken zu bringen. Die entfernteste Leihgabe kam aus Kalifornien.

Vampi(rella)Valesca M, Vampi, Spray Graffiti, Amsterdam, 01.05.1985. Photo Valesca M.
Werk des Sprayers von Zürich [Harald Naegeli], Fotos der Stadtpolizei Zürich, 1978-79. Sammlung Kunsthaus Zürich.

Die Schau startete mit den bahnbrechenden Arbeiten von Brassaï, einem angesehenen Fotografen und Weggefährten von Picasso. Brassaï war einer der ersten Künstler, der Graffiti nicht nur als spontane Form der Straßenkunst betrachtete. Er erkannte sie als eine bedeutende künstlerische Ausdrucksform, die es wert war, dokumentiert und in Galerien präsentiert zu werden. Seine Graffiti-Fotografien, erstmals 1960 in Stuttgart ausgestellt, markieren einen bedeutenden Wendepunkt in der Wahrnehmung und Anerkennung dieser Kunstform. Inhaltlich endet die Ausstellung 1995, dem Jahr, in dem erste Werke Banksys in England auftauchen.

Ein zentraler Fokus der Ausstellung lag auf der Betrachtung bestimmter geografischer Orte und Regionen, die eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Street Art und Graffiti-Szene spielten. Ein solcher Ort ist die schmale Gasse Rue Visconti in Paris, die zwischen 1962 und 1986 zu einem Brennpunkt für unerlaubte Kunstwerke wurde. Hier hinterließen renommierte Künstler wie Christo, Daniel Buren und Zlotykamien ihre Spuren und prägten maßgeblich die Entwicklung dieser kreativen Bewegung. Besonderer Fokus lag auf dem Städtedreieck Paris-Düsseldorf-Zürich. Hier und nicht in Metropolen wie Berlin, Rom oder Madrid passierten wesentliche Entwicklungen für die europäische Street Art- und Graffiti-Geschichte. Durch die Einbindung internationaler Originalleihgaben, aber auch regionaler Akteur*innen, wurde auch die Großregion aufgegriffen.

King Pin [Christian Wolf], King Pin, Graffiti-Piece, Brühl, 1983. Foto King Pin
Richard Hambleton, Shadowman, rote Frauenfigur von Katrin Kaluza, Strichzeichnung von Marcus Krips, Walter Dahn, Hörner, Ubierring, Köln 1984-86. Foto Johannes Stahl

Die Schau beleuchtete die enge Verbindung zwischen Graffiti und anderen künstlerischen Ausdrucksformen, wie der Avantgarde-Kunst oder der Literatur, insbesondere aber auch der Popmusik. Viele Graffiti-Künstler*innen waren nicht nur visuell kreativ, sondern auch musikalisch aktiv oder gestalteten Plattencover für Bands. Diese Interaktion zwischen visueller Kunst und Musik wurde in der Ausstellung intensiv beleuchtet (hörbar gemacht) und damit die Vielschichtigkeit und Dynamik dieser Zeit verdeutlicht .

Statt einer kleinteiligen Ausstellung wurden die Werke mehrheitlich groß, etwa in Originalgröße, reproduziert. Die bild- und audiogewaltige Präsentation wurde so zum immersiven Erlebnis. Besucher*innen konnten sich selbst mit der Street-Art-Geschichte in Szene setzen und Selfies machen. Das umfangreiche Rahmenprogramm der Ausstellung umfasste verschiedene Veranstaltungen, darunter ein Street Art-Graffiti-Festival mit Dokumentationen über die Graffiti- und Street Art-Szene, Vorträge sowie Workshops mit lokalen Künstler*innen.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Ulrich Blanché, einem bekannten und gefragten Spezialist für das Thema. Seit 17 Jahren forscht er zu Street Art, ist Privatdozent an der Universität Heidelberg und gibt regelmäßig Interviews für internationale Medien. Realisiert wurde das Projekt vom Historischen Museum Saar.

Zur Ausstellung ist im renommierten Hirmer Verlag ein reich illustrierter Begleitband erschienen.


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Flyer zur begleitenden Filmreihe im Kino 8 1/2

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123+ Ausstellende Künstler*innen

Aachener Wandmaler [Klaus Paier & Josef Stöhr]
Claude Abron
Artur Dieckhoff
Atelier Populaire des Beaux Arts
Avant
Georges Azenstarck
Bando/ Philippe Lehman
Banksy
Barbara 62
Jean-Michel Basquiat
Jane Bauman
Blade/ Steven Ogburn
Blades Bojórguez
Blek Le Rat /Xavier Prou
Blitz
Chaz/Charles Bojórquez
Brassaï/Gyula Halász
Daniel Buren
CanTwo/ Fedor Wildhardt
Guglielmo Achille Cavellini
Henry Chalfant
Don Hogan Charles
Christo /Jeanne-Claude
Martha Cooper
Cornbread/Darryl McClay
Crash/ John Matos
Crass
Walter Dahn & George Condo
Walter Dahn
Daze/ Chris Ellis
Deen/Colt/Steph 2
Delit
Diak
Doc
Jiří Georg Dokoupil
Dondi/Donald White
Eric Drooker
Philipe Ehrenberg
Peter Ernst Eiffe
Eva 62
John Fekner

Henry Flynt
Futura 2000/ Leonard McGurr
Godlis
Guerrilla Girls
Raymond Hains
Richard Hambleton
Keith Haring

O.W. Himmel
Jenny Holzer
Iz The Wiz/Michael Martin
Thunar Jentsch
Ted Joans [et al.]
Joe 136
Joe 182
Junior 161
Katrin Kaluza
Kel/Randy Rodriguez
King Pin/ Christian Wolf
Manfred Manny Kirchheimer
KONK
Marcus Krips
Jean-noël Lafargue
Lee 163rd
Lee/Quiñones
Eichi Machimoto
Christoph Maisenbacher
[Edmond] Marie Rouffet
Aroldo Marinai
Franco Marinai
MashUp
Gordon Matta-Clark
Jérôme Mesnager
Michelle 62
Mick(ey) La Rock/Aileen Middel
Miss.Tic/Radhia Novat
Mode 2/ Maxime Nicoll
Mudmen
Andrea Nelli
OBEY /Shepard Fairey
Oliver
OZ/Walter Fischer
Paella [Chimicos]/Michel Palacios
Patti Smith Group

Phase 2 / Michael Marrow
Ernest Pignon-Ernest
(Lady) Pink /Sandra Fabara
Zygmunt Piotrowski
P-jay
Jill Posener
Pride/ Errol Donald
Quik/ Lin Felton
Klaus Raasch
Reso/Patrick Jungfleisch
Christy Rupp
SAMO© [Jean-Michel Basquiat/Albert Diaz]
Jo Schnapp
Ulrike Schermuly
Seen/Richard Mirando
Shoe/Niels Meulman
Shunk-Kender
Situationisten
Skeme/ John Cecil Dash
Soner/David Henrion
Spaze/Chaker Abdallah
Klaus Staeck
Johannes Stahl
StayHigh 149 / Wayne Roberts
Zéb/JAK/Yvain von Stebut
Taki 183
Jerzy Treliński
Timm Ulrichs
Alex Vallauri
Vampirella /Valesca M
Vandal/Barrett Zinn Gross
Gee Vaucher
Jacques de la Villeglé
Uwe Wandrey
Matt Weber
Klaus Wittmann
Dan Witz
David Wojnarowicz
Gerard Zlotykamien
Züricher Sprayer/Harald Naegeli

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